Michael May (* 18. August 1934 in Stuttgart) war und ist ein Multitalent, vor allem für die Etablierung des Turbo bekannt und seine Firma Turbo May sorgte in den 60er und 70er Jahren für viel Aufsehen. Aber auch andere interessante Projekte prägten die Laufbahn von Michael May.
Nach der Schulzeit musste May in der Schweizer Armee seinen Dienst antreten. Dass Motoren eine seiner Passionen waren, zeigen dann die ersten Erfahrungen an einem Zweittakt- Flugzeugmotor. Als während des 2. Weltkrieges das Benzin knapp wurde, rüstete May den Motor auf Holzgas um. Auch der Drehkolbenmotor war für ihn ein interessanter Ansatz. Schnell war für ihn aber klar, dass diese Art von Motor aufgrund des Kosten- und Nutzenverhältnisses keinen Erfolg haben würde.
Sein erstes eigenes Fahrzeug war dann mit 18 Jahren eine Kreidler K50, die über einen Motor mit zwei PS verfügte. Selbstverständlich optimierte May diesen Motor umgehend und rüstete ihn mit einer Benzineinspritzung aus. Auch die Fahrzeuge der Familie wurden von May immer wieder verbessert.
Nach dem Abitur besuchte May dann die Eidgenössische Technische Hochschule, um ein Studium zum Maschinenbauingenieur zu beginnen. Die Themen in diesem Studiengang waren Michael May zumeist schon bekannt und forderten ihn wenig heraus.
Das Wissen hierzu eignete er sich oft schon im Voraus selbst an und so hatte er noch genügend Zeit, um weiterhin an seiner Benzineinspritzung zu arbeiten und diese weiterzuentwickeln.
Dazu rückte auch der Motorsport für Michael May immer mehr in den Fokus und bereits nach seinem ersten Rekrutenjahr nahm er an zwei Motorradrennen teil. Schnell wurde er sich aber der hohen Gefahr bewusst und nahm weitere Rennen nur noch mit vier Rädern in Angriff. So tauschte er sein Motorrad gegen einen Nardi-Danese 815 Sport, der natürlich auch oftmals optimiert wurde. Hier testete er auch erste aerodynamische Hilfsmittel und später wurde das Auto zu einem Formel Junior-Rennwagen umgebaut. Gemeinsam mit seinem Vetter Peter konkretisierte May seine Ziele im Motorsport und schließlich war es möglich, einen Porsche 550 Spyder vom Werk zu erwerben.
Das 1000 Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring im Jahr 1956 sollte der erste Einsatz des Porsche für die May- Vetter werden und dies endete in einem bis heute legendären Auftritt.
Gegenüber den auch antretenden Werks-Porsche, die einen neueren Entwicklungsstand hatten, hatte May eigentlich keine Chance. Aber der Spyder der Mays verfügte über einen stattlichen Spoiler über dem Rennwagen, der für ein verbessertes Fahrverhalten sorgen sollte. Mit diesem umgedrehten Flügelprofil generierte der Wagen den erforderlichen Abtrieb. Dazu war der Flügel sogar verstellbar, was zwar noch manuell zu erledigen war, aber schnell umgesetzt werden konnte. In Training am Freitag konnte May so die viertbeste Zeit fahren und deklassierte die Werks-Porsche förmlich. Denn der beste Porsche mit Stirling Moss am Steuer erreichte nur Platz 21. Dies ließ Porsche reagieren und deren Rennleiter Huschke von Hanstein legte Einspruch gegen den Flügel ein, der im Rennen auch abmontiert werden musste. Erst Jim Hall nahm Mitte der 60er Jahre die Idee von May wieder auf und stattet seine Chaparral-Rennwagen damit aus.
Der Motorsport stand weiterhin bei Michael May im Fokus und die Formel Junior war schließlich eine für May interessante Rennklasse. Der Umbau des Nardi-Danese brachte aber nicht den vollen Erfolg und so machte man sich auf die Suche nach einer Alternative. Auf dem Genfer Autosalon 1959 entdeckte Michael May dann einen Stanguellini und ermöglichte die Anschaffung durch eine geschickte Teilung der Summe. So nahm der Händler den Nardi-Danese in Zahlung und May trug sein gesamtes Gespartes zusammen. Die offene Restsumme sollte dann am Ende der Saison beglichen werden. So war May zum Erfolg gezwungen und er trat mit dem Stanguellini bei zahlreichen Rennen an. Er hatte das Ziel, die Europameisterschaft zu gewinnen. Im selben Jahr stand neben dem Motorsport aber auch der Abschluss seines Studiums an und auf geschickte Art und Weise gelang May tatsächlich beides.
Fahrer in der Formel 1
Obwohl er im folgenden Jahr eigentlich seinen Helm an den Nagel hängen wollte, konnte er dem Angebot des Teams von Richard Fitzwilliam nicht widerstehen, einen Lola zu testen. Seine Hoffnungen wurden aber bei einem Unfall auf dem Nürburgring im Juli endgültig zerstört und dies war gleichzeitig das Ende seiner Formel Junior-Zeit. Nach dem Abschluss des Studiums bekam er im gleichen Jahr auch ein Angebot von Mercedes, um dort in der Motorenentwicklung mitzuarbeiten. Seine ersten Ergebnisse lieferte er zur Benzineinspritzung und stellte eine verbesserte Lösung für den 300 SL vor. Sein technisches Verständnis und seine Rennerfahrung sorgten dann auch dafür, dass er für Mercedes an der Rallye Algier-Centrafrique teilnehmen konnte. Dabei gelang May gemeinsam mit Beifahrer Peter Riviere sogar der Sieg gegenüber die favorisierten Citroën ID 19.
Im Jahr 1961 konnte May dann unter der Flagge der Scuderia Colonia in der Formel 1 antreten. Die Scuderia war von Wolfgang Graf Berghe von Trips gegründet worden, dem May schon an der Rennstrecke in der Formel Junior-Zeit aufgefallen war. So kam es zu Einsätzen mit dem vereinseigenen Lotus 18. Beim Rennen in Monte Carlo konnte May dann im Training sogar einen Werks-Porsche fahren und stellte sein Können erneut unter Beweis, denn er war schneller als die Werksfahrer. Dem Grand Prix von Monaco folgte noch das Rennen in Frankreich. Desweiteren war eine Teilnahme am Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring geplant. Wegen eines Trainingsunfalls konnte May allerdings nicht zum Rennen starten.
Das folgende Engagement bei Ferrari markierte dann den nächsten wichtigen Punkt in der beruflichen Vita von May und er konnte mit seinen Entwicklungen die Erfolge der Rennwagen von Ferrari sicherstellen. Auch hier war seine Erfahrung mit der Benzineinspritzung der Weg zum Erfolg und sicherte ihm am Ende gar einen echten Koffer voller Geld.
Richtig wohl fühlte May sich während seiner Anstellungen aber nie, denn er konnte kaum frei entscheiden. Mit dem Geld von Ferrari war schließlich die notwendige Basis geschaffen, um einen eigenen Betrieb zu gründen. Im Oktober 1969 wurde dann die Turbo May GmbH in das Handelsregister eingetragen. Fortan war May so unabhängiger Lieferant für viele Hersteller, die seine Erfahrung im Motorenbau nutzen wollten. Der Turbo war dazu ein neues Spielfeld, welches im Fokus stehen sollte. May konnte hier beeindruckende Leistungen aus unterschiedlichsten Motoren erreichen. Dabei war vor allem die Zusammenarbeit mit Ford sehr wichtig, aber auch Alfa Romeo, BMW, LMX oder Opel wurden mit May Turbos ausgestattet. Beim Lancia Stratos und auch beim energie-optimierten V12-Zylinder-Motor von Jaguar hatte May ebenfalls seine Hände im Spiel und auch der Bootsbau ließ ihn niemals ganz los.
[Quellen - Buch: Turbo May – Rennfahrer, Ingenieur und Forscher | Fotos: Archiv Werner Eisele, Archiv Michael May]